Aug 02 2008

Autistentage tun gut

Published by CWitte at 11:36 under Allgemein

derdenker1.jpgKennen Sie das auch? Arbeitstage ohne, oder fast ohne Termine? Selten sind sie wie dicke Südseeperlen. Aber in ihnen gibt es Stunden, in denen man sich ausschließlich auf eine Sache konzentrieren kann, ganz ohne Störung von außen. Man sitzt vor dem Bildschirm (manchmal auch über ein Blatt Papier gebeugt, aber darüber sollte man heute lieber nichts erzählen) und bosselt an einer schwierigen Budgetfrage, an einem Architekturthema oder überlegt, wie sich die hohe Spannung zwischen den Teammitgliedern etwas senken lässt. Finden Sie dann sogar noch eine Lösung für das knifflige Problem, kann Arbeit überhaupt nicht befriedigender sein. Man hat etwas getan, eine Idee entwickelt, ein Problem aus der Welt geschafft, statt in endlosen Meetings, in denen alle nur gut aussehen wollen, ständig um den heißen Brei herumzureden.
Und da wir gerade Sommer-Muße haben – halb Deutschland ist in Ferien – können wir auch diese Frage noch stellen: Warum machen wir das nicht öfter? Den Terminkalender leeren, nachdenken und dann erst handeln, statt wie ein Business-Kasper (danke, Bully Herbig) von Meeting zu Meeting zu hetzen, abends ausgelaugt zu sein und nichts bewegt zu haben. Für den Anfang dürfte ein Nachdenktag pro Monat ausreichen. Mehr halten wir wahrscheinlich ohne Training ohnehin nicht aus. Da agieren wir egoistisch und arbeiten wirklich an den Dingen, für die wir bezahlt werden. Sie bekommen ihr hoffentlich überdurchschnittliches Gehalt doch schließlich nicht dafür, mit anderen hoch bezahlten Kollegen in einem Konferenzraum zu tagen, Powerpoints anzuschauen und heimlich mit dem Blackberry herumzuspielen.
Stellen Sie sich die Möglichkeiten vor. Vielleicht würden wir es mit Nachdenken schaffen, Business und IT besser zu verzahnen, hätten unsere Legacy-Probleme besser im Griff und der nächste Hype würde uns nicht mehr unvorbereitet treffen. Utopie?
Nicht unbedingt. Bei Google, einem der global meist bewunderten Unternehmen, dürfen Mitarbeiter mit zehn Prozent ihrer Arbeitszeit machen, was sie wollen. Wenn daraus neue Produkte entstehen, profitiert natürlich das Unternehmen. Neben dem Anwerben der besten Talente ist diese beschränkte Zeithoheit der Mitarbeiter eine wichtige Ursache für die unbändige Innovationskraft des Suchmaschinenbetreibers. Ähnliches ist vom Chemiegiganten 3M bekannt. Dort dürfen die Forscher in ihrer personal time eigene Ideen verfolgen, auch Projekte, die ihre Vorgesetzten ablehnen. Die allgegenwärtigen Post ist sollen aus so einem Projekt entstanden sein.
Wenn solche Freiräume in Ihren Unternehmen nicht angeboten werden, dann seien Sie ein bisschen anarchisch und nehmen Sie sich einfach diese Zeit. Probieren Sie es aus. Wenn Sie gute Resultate vorweisen können, fragt sowieso niemand danach. Halten Sie es (ausnahmsweise) mit Ex-Kanzler Kohl: Wichtig ist, was hinten raus kommt!
Schönen Sommer noch.

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