Jun 26 2008

Wer hat Angst vor SaaS?

Published by CWitte at 14:54 under Allgemein

Auf diese rhetorische Frage gibt es nur eine Antwort: Alle!
Die Anbieter fürchten das Modell Software as a Service weil es sehr viel höhere Produkt- - pardon – Servicequalität verlangt als heute oft geliefert wird. Schließlich muss nicht nur der Dienst selbst 24 x 7 zur Verfügung stehen, sondern auch auf alle benötigten Teilservices (früher auch Funktion genannt) müssen die Endanwender beim Kunden jederzeit zugreifen können. Dabei darf zum einen kein Unterschied bemerkbar sein zu einer lokalen Anwendung, dabei müssen die Services genauso sicher und (mindestens) genauso komfortabel und einfach zu bedienen sein. Darüber hinaus haben die Anbieter dafür zu sorgen, dass zum Beispiel neue Gesetze immer rechtzeitig berücksichtigt werden und – ach ja – das Ganze soll auch noch billiger sein, als eine selbstbetriebene Applikation. Damit sind schon die wichtigsten Gründe aufgezählt, warum sich Anbieter vor SaaS fürchten könnten. Einige trotzen dieser Angst und stellen sehr erfolgreich Services zur Verfügung, die nicht allzu sehr auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten werde müssen. Deshalb ist CRM als SaaS so erfolgreich und ERP überhaupt nicht, wie die SAP zurzeit mit ihrem Mittelstandsprodukt Business By Design erfahren muss.
Aber warum fürchtet sich der Anwender? Er hat doch eigentlich keinen Grund. Er muss nur noch bezahlen, weiß, wie viel er, in welcher Zeit für die IT-Services ausgeben muss und wie viel er dafür bekommt. Doch das klingt zum einen sehr viel einfacher, als es heute noch ist, und zum anderen kratzt es gewaltig am Selbstverständnis der Unternehmens-IT. Dabei bremst die Psychologie weitaus heftiger als die tatsächlichen praktischen Unzulänglichkeiten, die von SaaS-Skeptikern immer wieder ins Feld geführt werden. Wäre die Nachfrage höher, stünden Anbieter auch stärker unter Druck Qualität, Verfügbarkeit und Anpassbarkeit ihrer Services zu verbessern. Für die Theorie von der hohen psychologischen Barriere spricht auch, dass deutsche IT-Chefs SaaS offenbar viel problematischer sehen als ihre Kollegen in England oder in den USA. Dort akzeptieren CIOs managed Services und SaaS-Angebote ohne großes Lamento. In Deutschland hingegen fragen sich die IT-Verantwortlichen offenbar: Was soll ich denn tun, wenn die Software benutzerfertig ins Haus kommt? Sie können sich offenbar nur schwer daran gewöhnen, ohne eigene (zumindest mit viel weniger) Software-Entwickler auszukommen, mit einem viel kleineren Maschinenpark und einem veränderten Aufgabenbereich.

Dabei gäbe es viel zu gewinnen. Anstelle in erster Linie an der Delivery gemessen zu werden (wer nicht liefert ist tot), könnten sich IT-Chefs beispielsweise auf ihre vielbeschworenen Prozesskenntnisse konzentrieren und so mithelfen, die Abläufe ihrer Unternehmen effizienter zu machen und neue zu entwickeln. Ihr Wert für das Unternehmen stiege um ein Vielfaches. Ähnliches gilt für die Bereiche Projektmanagement. Architektur und Bebauungspläne. Aber leider scheint dem CIO der Ärger, den er kennt (Warum läuft das nicht? Warum ist das so teuer?), lieber zu sein als das Risiko, neue Wege zu gehen.

2 Responses to “Wer hat Angst vor SaaS?”

  1. Frank Prenningeron 09 Jul 2008 at 12:02

    Man könnte auch die Frage aufwerfen, wer hat Angst vor ASP oder wer hat Angst seine Anwendung in einem Hochsicherheitsrechenzentrum zu betreiben? Werden in einem Rechenzentrum nicht auch Anwendungen gehostet? Und das seit vielen vielen Jahren? Sind diese Anwendungen nicht ebenso hochverfügbar und genauso einfach zu bedienen wie lokale? Viele hundert Millionen Menschen weltweit wickeln mittlerweile nicht nur Kauf, Verkauf (einschließlich Geldtransfer und eServices) über Hosting-Plattformen wie eBay, Paypal und RightNow ab.

    Gerade auch Banken, Versicherungen und Behörden, mit wahrscheinlich den größten Sicherheitsauflagen und den meisten Compliance Vorschriften betreiben ihre Anwendungen schon seit vielen Jahren in ausgelagerten Rechenzentren. Selbst der Betrieb von Geldautomaten wurde komplett outgesourced. Weder der IT Chef fühlt sich dadurch seines Verantwortungsbereich entzogen oder entmündigt noch wir, die Kunden selbst.

    SaaS ist -ein über viele Jahre immer wieder bewährtes- Konzept im neuen Gewand - angereichert durch zusätzliche Services, welche den aktuellen und auch künftigen Geschäftsanforderungen Rechnung tragen.

    Viele Grüße
    Frank Prenninger
    RightNow

  2. Michael Schnatmannon 22 Jul 2008 at 09:31

    Hallo Herr Witte,

    ich kann Ihnen meine Erfahrungen aus Anwendersicht einer frisch in Betrieb genommenen SaaS Lösung von HP beschreiben.
    Wir standen vor der sehr sportlichen Aufgabe, innerhalb von 15 Werktagen eine
    Ablösung oder Fortführung unserer alten, von unserer ehemaligen Mutter z.V. gestellten Incident Management Software zu finden. Für die kürze der Zeit gibt es keinen plausiblen Grund, Willkommen in der Welt der internationalen Großbanken…

    Die Lösungsansätze waren schnell klar: Neues Produkt mit Migration des Datenbestandes, altes Produkt als eigene Instanz vor Ort mit Migration des Datenbestandes oder SaaS.

    Letztendlich haben wir uns bewußt für SaaS entschieden, Gründe wie folgt:

    - die Kürze der Zeit
    - komplett neue Einarbeitung in neues Produkt nicht machbar & wären die Daten migrierbar gewesen?
    - Kosten: Lizenzkosten nahezu identisch, unabhängig davon, ob man eine eigene Lizenz vor Ort in Betrieb nimmt oder SaaS nutzt.
    - Kosten & Zeit für die technische Administration der Lösung deutlich höher
    - das “rundum-Sorglos-Paket”, dass man als SaaS-Kunde erhält bzw. erhalten sollte.
    Stichworte: 24/7 Verfügbarkeit, 24/7 Ansprechpartner und der übliche Rest.
    - die sehr professionelle Projektarbeit des Anbieters (was sich natürlich unterscheiden kann…)
    - die sehr gute Betreuung während des Projektes.

    Wir stehen noch heute zu unserer Entscheidung und konnten rechtzeitig eine Lösung bereitstellen. Anpassungen bis zu einer gewissen Dimension sind ebenfalls kein Problem, aber zu exotisch sollten die Wünsche natürlich nicht werden.

    Kurz unsere Rahmendaten:

    1300 Mitarbeiter an 3 Standorten
    40 Operator als User der SaaS-Lösung
    ca. 5000 Tickets pro Woche
    Standard ITIL-Prozesse

    Viele Grüße

    Michael Schnatmann

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