Mai 05 2008

Besser virtualisieren als verbieten

Published by CWitte at 17:42 under Allgemein

Manchmal liegen Problemlösungen viel zu nahe, um sie zu bemerken. So wird Virtualisierung immer als ein Mittel zur Kostenreduktion gesehen. Außerdem benötigen virtuelle Rechner und Speicher sehr viel weniger Strom als ihre realen Pendants. Viel seltener wird diskutiert, dass vor allem Desktop-Virtualisierung ein Mittel sein kann, um die Produktionsumgebungen auf Firmen-PCs und -Laptops von störenden Einflüssen privater oder semiprivater Applikationen frei zu halten. Nötig wird diese Trennung in Produktionsumgebung und “andere” Applikationen, weil Mitarbeiter ihre Rechner für viele weitere Dinge nutzen. Vor allem auf Laptops finden sich etliche Programme, die weder von der zentralen IT installiert oder genehmigt worden sind, geschweige denn unterstützt werden. Allen voran Kommunikationssoftware, aber auch private Bildsammlungen, Musik, Spiele und kleine Werkzeuge, die den Mitarbeitern helfen, ihren Job zu machen, sind auf den Festplatten der Rechner gespeichert. Wer beispielsweise schon einmal gesehen hat, was Google-Desktop einer Windows-Umgebung antun kann, braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, wie schwierig es dann für den Support wird, plötzlich auftauchende Fehlfunktionen zu beheben.
Das Aufspielen von Software zu verbieten, die nicht von der zentralen IT genehmigt worden ist, ergibt heute aus verschiedensten Gründen nur noch wenig Sinn.
Zum einen handelt es sich bei dieser schwarz installierten Software mitunter um wirklich pfiffige Programme aus dem Netz, die ein ganz bestimmtes Problem eines Mitarbeiters oder einer kleinen Arbeitsgruppe löst. Aus seiner Perspektive rechtfertigt die Lösung die Eigenintiative, aus Sicht des Unternehmens ebenfalls, kann der Mitarbeiter doch mit der unautorisierten Software effektiver arbeiten. “Nur” die IT hat damit ein Problem, weil sie so nie weiß, was im Zweifelsfall die Produktivumgebung korrumpiert oder welches Sicherheitsleck sich der Mitarbeiter mit dem kleinen Tool aus dem Internet eingefangen hat. Außerdem ist vor allem jungen Mitarbeitern, die eine Berufswelt ohne Internet gar nicht mehr kennen, für die Social-Networking, Musik, Fotos und Videos aus dem Netz unverzichtbar sind, nicht mehr zu erklären, warum sie ihren Firmen-Laptop nur für geschäftliche Anwendungen nutzen dürfen. Sie werden sich nicht damit anfreunden können, dafür immer ein privates Zweitgerät mitzunehmen.

Also muss sich die IT umstellen und sich auf das konzentrieren, was sie kontrollieren muss und kann. Das sind die Frontends der Enterprise-Anwendungen, das unternehmensweite E-Mail-Programm und die Verbindungen ins Unternehmensnetz. Und hier kann Desktop-Virtualisierung wertvolle Dienste leisten. Dabei läuft das Client-Betriebssystem inklusive aller normalerweise lokal installierten Unternehmensanwendungen in einer virtuellen Maschine auf dem Server. Für jeden Mitarbeiter in einer solchen Konstellation existiert im Backend ein virtueller Arbeitsplatzrechner, auf den er von seinem Desktop-PC oder Laptop zugreifen kann. Die individuellen Programme und Daten, die ein Mitarbeiter sonst noch zu benötigen glaubt, bleiben lokal und beeinflussen den virtuellen Desktop nicht.

Doch wie so oft, steckt auch bei den einfachen Ideen der Teufel im Detail. So zeichnen sich Lösungen zur Offline-Arbeit erst ab. Auch die Übertragung der Daten dauert bei schmalen Verbindungen zwischen Server und Client oft noch zu lang. Aber der Ansatz, Arbeitsumgebungen als virtuelle Desktops aufzusetzen ist auf jeden Fall vielversprechender als zu versuchen, private Software auf Firmenrechnern zu verbieten.

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