Nov 16 2009

Noch ein weiter Weg bis zum Enterprise 2.0

Published by CWitte at 14:05 under Allgemein

muede.jpgEnterprise 2.0 gilt als Megatrend. Dabei geht es im Wesentlichen darum, die Segnungen des Web 2.0, die partizipative Kultur und die neuen Werkzeuge der onlinegestützten Zusammenarbeit auch in Unternehmen flächenddeckend zu etablieren. Solange allerdings Berater extrem 1.0ige Ratschläge über die Nutzung von Social Media in Unternehmen geben, bleibt das Enterprise 2.0 was es heute ist: ein Traum.
Von IT-Unternehmensberatern wird immer mal wieder kritisiert, dass Mitarbeiter in den Unternehmen zu viel Zeit mit dem Internet verplempern. Die zurzeit aktuelleste Untersuchung dazu wurde über den Online-Dienst der BBC verbreitet. Sie stammt von dem britischen IT-Serviceanbieter Morse, der durch die Befragung von gut 1400 Büroangestellten herausgefunden haben will, dass die britischen Unternehmen jährlich knapp 1,4 Milliarden britische Pfund an Produktivitätsverlust durch twitternde und Social-Media-verrückte Mitarbeiter verlieren. Aufgrund der hohen Summe erscheinen deshalb Twitter und Social Networks als Produktivitätsvernichter Nummer eins. Doch bei näherer Betrachtung ist das aus zwei Gründen völliger Unsinn: Zunächst einmal teilen sich alle britischen Unternehmen die festgestellten Verluste. Bei rund 2,2 Millionen Companies in UK bleibt pro Unternehmen noch ein Produktivitätsminus von knapp 627 Pfund pro Jahr. Das klingt nicht wirklich existenzgefährdend.
Der zweite Grund wiegt schwerer, obwohl er sich nicht so anschaulich rechnen lässt. Wie sollen Unternehmen und ihre Mitarbeiter denn lernen, die neuen Dienste und Interaktionsmöglichkeiten für ihre Unternehmen zu nutzen oder auf ihre Bedürfnisse anzupassen, wenn sie nicht damit umgehen dürfen? Außerdem gehen fast alle Web-2.0-Tools davon aus, dass sie von weitgehend selbstbestimmen Leuten mit gesundem Menschenverstand benutzt werden. Diese Vernunft setzt mit Sicherheit nicht aus, wenn der Unternehmens-PC während der Arbeitszeit zum Anschauen eines Tweets oder einer Facebook-Seite benutzt wird. Unternehmen, die den Zugang zu Facebook oder andern Social Media Netzen sperren, machen deshalb etwas grundverkehrt. In einer sich rasant verändernden Welt setzen sie nach wie vor auf hierarchische Unternehmensmodelle, in denen Mitarbeitern gesagt wird, was sie zu tun haben und was nicht. Das ist die schlechtest denkbare Voraussetzung für große Umwälzungen. Kollaborative Modelle, die von mitdenkenden und verantwortungsvollen Mitarbeitern ausgehen, sind da viel effizienter.
Deshalb sollten Unternehmen den Mitarbeitern nicht verbieten, privat zu surfen oder Social Networks zu nutzen. Ein paar Richtlinien, am besten von den Mitarbeitern selbst erarbeitet, helfen hier sehr viel weite als Verbote.
Foto: Moria

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