Jun 22 2009

Der milde Autismus der IT

Published by CWitte at 09:10 under Allgemein

Die IT-Funktion wird häufig von der Unternehmensführung und von den anderen Bereichen (Produktion, Vertrieb, Marketing etc.) nicht als integraler Bestandteil des Unternehmens gesehen, weil ihr Anteil an der Wertschöpfung nach wie vor umstritten ist. Es bezweifelt zwar niemand, dass funktionierende IT-Systeme, Software und Netze enorm wichtig sind für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens, aber fast alle fragen sich, ob der Aufwand, mit dem sie betrieben werden, gerechtfertigt sein kann. Diese Zweifel spiegeln sich in der seit Jahren andauernden Diskussion um den Wert der IT, die Rolle des CIOs und die mangelnde Verbindung zwischen IT- und Business-Seite wider. Zu dieser Ungewissheit der Business-Seite hat die IT selbst beigetragen. Sie hat es in den vergangenen Jahren versäumt, den zumindest oberflächlich mit immer mehr IT-Wissen ausgestatteten Business-Kollegen zu erklären und zu beweisen, dass sich Ihre Anstrengungen für das Unternehmen auszahlen. Ein wichtiger Grund – aber nicht der Einzige – ist der starke Innenbezug der IT.
Sie denkt zuerst an die Funktionsfähigkeit und Stabilität der zu betreuenden IT-Systeme und an mögliche funktionale Erweiterungen. Sie denkt zu selten darüber nach, was die IT zu mehr Umsatz und zu größerer Profitabilität beitragen könnte. Die IT setzt ihre Konzepte daher meistens nicht mit den Anwendern um, sondern ohne sie, im schlimmsten Fall sogar gegen sie. Schon die Erarbeitung, erst recht aber die Implementierung von Lösungen verlaufen von innen (IT) nach außen (Business). Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Business-Seite findet in der Regel erst – viel zu spät – während der Implementierung statt. Das liegt nicht nur an der IT, sondern auch am Desinteresse des Business. Damit die IT diese Gleichgültigkeit durchbrechen kann, muss sie weiter daran arbeiten, ihren Nutzen wahrnehmbarer zu machen. Dazu muss sie allerdings ihren starken Innenbezug (never change a running system), um nicht zu sagen ihren milden Autismus aufgeben. Das gilt besonders in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten.

2 Responses to “Der milde Autismus der IT”

  1. Michael Kosticon 22 Jun 2009 at 22:50

    Ein gewichtiger Teil des Problems besteht aber auch darin das die IT (trotz ihrer Wichtigkeit/ihres Nutzwertes) noch nicht “in der Gesellschaft” angekommen ist (Analogie: Stift und Papier werden auch produziert), resp. von weiten Teilen der Gesellschaft nicht als solche wahrgenommen wird. O-Ton: “Ich telefoniere nicht mit Computern, oder Handys. Mir reichen normale Telefone.” (Gemeint sind die “Festnetzanschlüsse”).

    Es ist komplex ;-)

  2. Rolandon 21 Jul 2009 at 21:22

    Wie wahr. Allerdings sind oft nicht nur die ITler alleine Schuld an der Misere, sondern besonders das Heer der Vertriebler der großen Hersteller, die permanent mit den neuesten und modernsten Generation von Software oder Komponenten.

    Die ständigen Generationswechsel der Software und regelmässige neueste Trends, die immer wieder das Ende aller Probleme versprechen und häufig ausser neuen Buzzwords und neuen Problemen nichts sichtbares für das Business bringen.

    Ich - als ITler - kann jedenfalls gut verstehen, warum immer wieder über das Thema geredet wird und der Nutzen der IT in Frage gestellt wird.

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